Licht I Schatten I Licht
Einführung: Verena Schneider, Kunsthistorikerin und Kuratorin Dresden
Der Dresdner Künstler Thomas Hellinger widmet sich in dieser Ausstellung dezidiert den Aspekten von Licht und Schatten in Architektur und Natur. Durch die Fragmentierung der unterschiedlichen Bildelemente erzeugt er in seinen Bildern Bewegungen, die gleichzeitig die Flüchtigkeit von Licht und Schatten thematisieren. Die Kunstwerke werden nicht nur in der Galerie, sondern auch in der Annenkirche zu sehen sein. Gerade die Auseinandersetzung mit dem gotischen Kirchenraum ist für Hellinger in ihrer Komplexität eine künstlerische Herausforderung im positiven Sinn; ist nämlich der „White Cube“ vieler Ausstellungsorte bewusst neutral gehalten, so verlangt ein sakraler Raum zwangsläufig einen Dialog mit der christlichen Kunst und Architektur. Konventionelle Sehgewohnheiten und die Wahrnehmung des Raumes werden infrage gestellt, die Kunstwerke gewinnen neue Bedeutungsschichten hinzu.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Hrsg. Städtische Sammlungen Kamenz 2020
Kleine Schriften Band 14
ISBN 978-3-910046-80-1
Blickachsen
Thomas Hellinger • Malerei
Doris Titze • Zeichnung
Drei freistehende Stelen zeigen vorder- und rückseitig sechs großformatige Leinwandgemälde. Die Bilderstelen befinden sich im Mittelgang der fünfschiffigen Hallenkirche St. Marien und markieren so die Blickachse zum Chor der Kirche. Licht- und Schattenphänomene sind wesentliche Aspekte dieser Arbeiten, die sowohl an architektonischen als auch an vegetabilen Strukturen sichtbar werden. Durch die Fragmentierung der unterschiedlichen Bildelemente werden Bewegungen erzeugt, die gleichzeitig die Flüchtigkeit von Licht und Schatten anschaulich machen. Die schmalen Hochformate thematisieren den Blick nach oben und verweisen auf ein architektonisches Prinzip der spätgotischen Kirche.
Die körpergroßen Zeichnungen von Doris Titze, die an beiden Seitenwänden der Kirche zu sehen sind, markieren eigene Blickachsen. Das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen künstlerischen Positionen ermöglicht eine zusätzliche Raumerfahrung in der Kirche, die durch die sich kreuzenden Blickachsen hervorgerufen werden.
Thomas Hellinger